Beim Salon „Entdecken“ gab es wirklich etwas zu entdecken, etwas, was normalerweise verborgen ist. Nur mit Hilfe einer 3D Brille konnte man dieses Verborgene sehen. Salonbesucher verschwanden nacheinander hinter dieser nach wie vor futuristisch anmutenden Brille und schauten verzückt nach oben und um sich herum. Selbst die Erfahrung machend, merkt man, wie es einen aus der echten Welt herauskatapultiert und es einem bei zu viel Bewegung geradezu schwindelig wird. Was man unter der Brille zu sehen bekam, war ein Rundumblick des Wohnraums des Experimenthauses mit herausgeschälter Deckenkonstruktion, von der die Putzschicht entfernt worden war. Dies war es, was es zu entdecken galt: die Konstruktion der Decken im Neubühl, die mit einem speziellen Verfahren gemacht wurden. Es wurden Körper aus Schilfrohr gebaut, die in Tragrichtung auf ein Gerüst verlegt wurden und die dann als verlorene Schalung benutzt wurden, um darauf die Rippendecke aus Beton zu giessen. Eine enorm sparsame und ökologische Konstruktion!
Diese Konstruktion wurde nur in den grösseren Häusern mit der höheren Spannweite angewendet, in den kleineren Häusern, so auch im Experimenthaus Neubühl, kam eine klassische Hourdisdecke mit Ziegeln zur Anwendung.
Thomas Zangger aus dem Neubühl stellt netterweise die Originalpläne der Sanierung von Marbach/ Rüegg aus den 80er Jahren zur Verfügung, auf denen man dies wunderbar sieht.
Dies wurde zusätzlich mit historischen Fotos von der Baustelle von 1931 bebildert.
Insofern ist die 3 D Visualisierung, die Maximilian Heyl erstellt hat, natürlich keine originalgetreue Rekonstruktion, sondern eine Bebilderung und Verräumlichung von etwas, was nicht da ist, die etwas erfahrbar macht, die eine neue Dimension öffnet und die auch einfach Spass macht. Eine sehr gelungene Verschmelzung von analoger und digitaler Welt.
Herzlichen Dank an Maximilian Heyl für das gelungene 3D-Experiment und an Noelle und Felix für den schönen und gemütlichen Salon.
Noch anzumerken ist, dass unser langjähriges Mitglied Bruno Müller Hiestand den Anlass nutzte, um der Ortsgruppe Zürich ein Geschenk zu übergeben, nämlich einen Wechselrahmen von Wilhelm Kienzle, der ebenfalls langjähriges Werkbundmitglied war. Der Wechselrahmen hat in der Waschküche von Bruno ein Dornröschendasein geführt und kommt nun im Experimenthaus zu neuen Ehren. Da er in den 30er Jahren entwickelt wurde, passt er perfekt hierhin und muss nur noch mit dem passenden Foto versehen werden, welches aber einfach, da patentes System, ausgewechselt werden kann.
Wir danken Bruno Müller-Hiestand.
Foto Titelbild: Reto Gadola