Landschaft Neubühl

Bericht, Salons, Zhang/Makovec

Anstatt heimlich über halbhohe Hecken zu linsen und entlang privater Wege zu schleichen, um einen Blick in die spriessende Gärten werfen zu können, gab es am letzten Salon von Jiajia Zhang und Jiri Makovec die Gelegenheit, ganz offiziell durch die Gärten der Siedlung geführt zu werden. Mitglieder der Arbeitsgruppe Landschaft von der Genossenschaft erläuterten bei der Führung durch den Aussenraum das ursprüngliche Konzept von Landschaftsarchitekt Gustav Ammann, wie er malerische stärker strukturierten Gartenteilen gegenüberstellte und wie die Gruppe versucht, die Leerstellen im Konzept im Sinne Ammanns zu füllen. Inmitten von blühenden Blumenrabatten wurde über die Schwierigkeiten beim Anpflanzen von Gemüsegärten sowie dem Spannungsfeld zwischen Spiel- und Schlittelwiese versus gartendenkmalpflegerischen Ansprüchen referiert.

Zurück im Gartenschnitz des Experimenthauses kündigte Glockengeläut die Performance des Duos The Physical Lips an. „We are the Doors from Los Angeles“ behauptet der Leadsänger vor zwei bannerartigen Wortgebilden: NETR.A.G. – ein Unternehmen für Netzwerkkommunikation? Nach mantraartigen Wiederholungen des Wortes – mit Einbindung des Publikums leuchtete es dann einigen Besucherinnen und Besuchern ein: NETR.A.G. – GARTEN. I love NETR.A.G! VIVA LA GARTEN! Wortfetzen und kreisförmige Ausstösse aus der Nebelmaschine setzen sich in den Garten und entfliehen in die Luft. Und zurück auf der Erde gab es Salat aus dem von Genossenschafter und Genossenschafterinnen bewirtschafteten Garten – voilà, das ist Sommer!

Hier gibt’s die Gartenrichtlinien der Genossenschaft für diejenigen, die es genau wissen wollen.

Jung und Alt aus Nah und Fern treffen sich im sommerlichen Experimenthaus zum anregenden Austausch.

Jiajias poetischer Videoclip zur Natur im Neubühl überlagert die Struktur der kopierten Tapete im Experimenthaus.

Arbeitsteilung: Jiajia eröffnet den Salon, Jirka filmt.

Medea Hoch aus der Neubühler Arbeitsgruppe Landschaft übernimmt das Zepter und führt durch die Siedlung.

Die vorgefundene Landschaft und deren fortwährende, absichtliche Manipulation und Gestaltung sind genauso Bestandteil der Siedlung wie die eigentliche Architektur der Häuser.

Ohne die Vielfalt und die Magie der Pflanzenwelt wäre die Siedlung nicht mehr als Architektur.

Künstlich angelegte Wege, Zementplatten und Stellriemen ermöglichen die komfortable, aber auch kontrollierte Nutzung der Gärten. Sie sind bewusst so eingesetzt, dass sie sich symbiotisch mit den pflanzlichen Elementen verbinden.

Das Duo The Physical Lips besingt in der Performance NETR.A.G. die Gartenliebe und persifliert sie auf äusserst unterhaltsame Art.

Das Wohngefühl der architektonischen Moderne wird von den Zwängen der Mauern „befreit“: In der warmen Jahreszeit verbindet sich der Innen- mit dem Aussenraum über die raumbreite Verglasung und dem grossen Schiebefenster.

Fotos: Reto Gadola