Zum ersten Mal öffneten Jiajia Zhang und Jiri Makovec ihr Haus für alle, die spätsommerlich sonnige Stimmung sprang sogleich auf die Anwesenden über: Als Gäste und Gastgeber zugleich sprachen Jiajia und Jirka über die unterschiedlichen Positionen des Gastseins.
Ihre Wahrnehmung des Salons beschreiben Jiajia und Jirka mit den folgenden Worten:
Im Garten hörte man auf einem ausgedienten Möbel, das vortags auf der Strasse gefunden war die Soundarbeit: Moving in Moving out, ein Textausschnitt von George Perec. Gastsein, Gastgeber – Sein, Einziehen, Ausziehen, ist auch immer mit Arbeit verbunden…
Variationen gibt es viele: Temporäre Gäste sein bei Freunden, Gäste sein über eine längere Zeit, zu Besuch in fremden Städten, Gäste für eine unbestimmte Zeit in einem neuen Land. Jiajia und Jiri deuteten auf den temporären Aufenthalt der Menschen in ihren Körpern und auf dem Planeten hin und darauf, wie die einzelnen Gast und Gastgeber Erfahrungen im erweiterten Sinn – und nach Kant’s dritten Paragraphen aus ‘Entwurf zum ewigen Frieden’ auch dazu beitragen den ewig andauernden Krieg abzuwenden. Diese Schrift diente auch dem amerikanischen Künstler Simon Leung als Skript zu seinem Film über seinen langjährigen Freund und Kosmopolit Warren Niesluchowski, der als ewiger Gast in der Kunstwelt zirkuliert. Im Film sieht man Warren von einer Bleibe zur nächsten gehen. Ausgestattet lediglich mit einem kleinen Rollkoffer und der Instruktion für die nächste Schlüsselübergabe. Simon portraitiert Warren über zehn Jahre und beschreibt gleichzeitig ein ethisches Model der Gastfreundschaft.
Während der Film im oberen Stock den ganzen Abend lief, fabrizierte eine kleine, sich abwechselnde Gruppe im unteren Stock das gemeinsame Mahl: Dumplings – Jiaozi, ein Gericht, dass man in China traditionellerweise in Teamarbeit herstellt und einander serviert. So wechselte man den ganzen Abend die Position, mal war man Gast, mal Gastgeber im privaten, öffentlichen Experimenthaus.