50 Personen in der Stube!

Bericht, Bewohner*innen, Martin Goray, Salons

Bei sonnigem Herbstwetter trafen sich über 50 Personen im Experimenthaus zum allerersten öffentlichen Salon. Martin Goray – erster Bewohner des Experimenthauses – hatte unter dem Titel „Befreites Wohnen – befreites Möblieren“ eingeladen. Neben Werkbündlern, Freunden und Bekannten kamen auch viele Nachbarinnen und Nachbarn aus dem Neubühl.

Martin erläuterte die Qualitäten der paar wenigen Möbelklassiker, die er in einer Art Praxistest des „befreiten Wohnens“ im Alltag des Experimenthauses benutzt: Zum einen sind das einige Typenmöbel des Wohnbedarfs aus dem Jahr 1931, die eine dynamischere, beweglichere Möblierung ermöglichen sollten. Der Kisten-Hocker aus Holz von Le Corbusier hingegen, ursprünglich 1952 für seinen Cabanon in Roquebrune-Cap-Martin entworfen, steht mit seiner absoluten formalen Reduktion für das asketische Leben. Und schliesslich der Chandigarh-Sessel von Pierre Jeanneret: ein wahrer Spiegel seines kulturenübergreifenden Lebens in Indien!

Im Gespräch mit der Innenarchitektin Verena Huber und den Anwesenden entspann sich eine angeregte Diskussion über die Lebens- und Möblierungsgewohnheiten der ersten Neubühler. Und natürlich über diejenigen der heutigen mit ihren heutigen Vorstellungen von Schönheit und Komfort. Ein spezielles Highlight waren die zahlreichen Fotografien ihrer Wohnräume, die die Neubühler nach einem Aufruf von Martin anfertigten. Die Vielfalt der Einrichtungsmöglichkeiten kann als eigentlicher Spiegel der Vielfalt unter den Bewohnerinnen und Bewohnern des Neubühls verstanden werden.

Beim anschliessenden Apéro schliesslich liessen sich auch die Schlafräume im Obergeschoss besichtigen, wo zwei Arbeiten von Martin das „befreite Wohnen“ als Auflösung des Raums thematisierten: Im grossen Zimmer liess sich von einem „Floss“ aus Luftmatratzen aus die Schlusssequenz aus Michelangelo Antonionis „Zabriskie Point“ betrachten, bei der ein Haus samt Einrichtung in Zeitlupe explodiert. Im kleinen Schlafzimmer zeigte Martin eine eigene Fotoarbeit. Mit Doppelbelichtungen legte er Ein- und Ausblicke aus den Neubühl-Wohnungen übereinander,um so Innen- und Aussenräume miteinander visuell zu verweben.

Zusammenhänge und Differenzen zwischen dem Tisch von Marcel Breuer (im Bild) und dem Salontischli von Werner Max Moser (rechts ausserhalb des Bildes)

Verena Huber und Martin Goray im Gespräch

Gegenseitiger Gwunder über die Neubühl-Interieurs, die auf Papierbändern zusammengestellt waren

Das „Floss“ aus Luftmatratzen im grossen Zimmer mit einem Loop der Schlusssequenz aus Michelangelo Antonionis „Zabriskie Point“ (aufs Bild clicken!)

Fotos: Reto Gadola, Martin Goray (Loops)